Die Instrumente
Aufgrund der von Beginn weg gegebenen Zusammensetzung der Hobländler - zwei Klarinetten, Schwyzerörgeli und Bassgeige – war und ist es naheliegend, vor allem den Bündner Ländlerstil zu intonieren und zu pflegen (siehe Rubrik Stilrichtungen). Jedes dieser Instrumente hat eine sehr lange Tradition und Entwicklungsgeschichte.
Die Bassgeige
Die heutige Bassgeige (richtiger Name Kontrabass) hatte zahlreiche Vorgänger mit unterschiedlichen Namen. Einer der bekanntesten davon war der Violone, dessen Familienzugehörigkeit allerdings ebenso ungeklärt ist wie die des Kontrabasses, da auch er sowohl als Bassvioline (viersaitig, ohne Bünde, Violin- form) wie auch als Bassgambe (fünf- oder sechssaitig, mit Bünden, Gambenform) existierte.
Bei Michael Praetorius finden sich im Syntagma musicum (1619) sowohl ein Contrabasso da gamba als auch eine Contra-Bass-Geig. Beide Instrumente haben Bünde. Johann Joachim Quantz empfiehlt anhand seiner Versuche 1752 für den Contraviolone ebenfalls Bünde, um die Deutlichkeit des Tones zu fördern. In der Zeit der Wiener Klassik war ein fünfsaitiger Kontrabass mit Bünden verbreitet, und zwar mit der Stimmung F – A – D – Fis – A (Terz-Quart-Stimmung oder Wiener Stimmung). Für den so gestimmten Kontrabass wurden um die vierzig Solokonzerte und ein umfangreiches Repertoire an Kammermusik geschrieben.
In der Unterhaltungsmusik hat sich allerdings der viersaitige Kontrabass ohne Bünde breit gemacht mit der Stimmung E – A – D – G.
Das Schwyzerörgeli
Die Vorläufer des Schwyzerörgelis waren die sogenannten Langnauerli, die ab 1836 in Langnau im Emmental hergestellt wurden. Der erste Schwyzerörge- libauer war Robert Iten (1859–1918) aus Pfäffikon im Kanton Schwyz. Ob das Schwyzerörgeli daher seinen Namen vom Kanton Schwyz oder aber doch von der mundartlichen Form von Schweiz hat, ist letztlich nicht entscheidbar.
Das Schwyzerörgeli ist eine Variante des diatonischen Akkordeons (der Oktavraum wird in fünf Ganzton- und zwei Halbtonschritte unterteilt) und wird hauptsächlich in der Schweizer Volksmusik verwendet. Der Bass ist gleichtönig (beim Ziehen und Stossen entsteht derselbe Ton) und stellt den Vorläufertyp des Stradella-Bass-Systems dar (Anordnung der Basstöne in Quinten in vertikaler Richtung mit den am häufigsten gebrauchten Dur-, Moll- und Septakkorden in horizontaler Anordnung).
Moderne Instrumente sind meist mit drei Tastenreihen im Diskant (Sopran) ausgestattet. Obwohl der Diskant grundsätzlich wechseltönig ist (beim Ziehen und Stossen entstehen unterschiedliche Töne) und grundsätzlich einer diatonischen Anordnung folgt, unterscheidet sich die Spielweise wesentlich von anderen diatonischen Handzuginstrumenten. Auch die Konstruktion weicht stark von einfachen diatonischen Instrumenten ab. Kompakte Bauweise mit Cassotto (erweiterter Hohlraum auf der Diskantseite zur Klangverbesserung) und ein Balg mit Ledereckschonern sind heute typische Merkmale des Örgelis.
Die Klarinette
Die Geschichte der Einfachrohrblattinstrumente reicht bis in die Antike zurück. Seit altägyptischer Zeit, in der klassischen Antike sowie im Mittelalter, ist eine grosse Fülle unterschiedlicher Instrumentenformen nachgewiesen. Bei den Rohrblättern dieser Instrumente entsteht die schwingende Zunge durch einen Einschnitt in den Halm eines Rohres (ideoglottes Rohrblatt). In Regionen mit lebendiger Musiktradition sind entsprechende Instrumente zum Teil bis in die Neuzeit erhalten geblieben.
Das Chalumeau (Schalmei), seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbar, ist der eigentliche Vorgänger der Klarinette. Beim Chalumeau kann das Rohrblatt vom Mundstück gelöst werden (heteroglottes Rohrblatt). Es hat eine zylindrische Röhre, besitzt keine Ueberblasklappe und wird nur im Grundregister benutzt, also in einem Tonumfang von einer grossen None. Überblasene Töne können zwar erzeugt werden, sind aber klanglich unbefriedigend. Ähnlich der Blockflöte hat es acht Grifflöcher, manchmal ergänzt um eine oder zwei Klappen zur Erweiterung des Tonumfangs.
Um 1700 begannen deutsche Instrumentenbauer das Chalumeau weiterzuentwickeln. Die bedeutendste Errungenschaft auf dem Weg zur Klarinette gelang dem deutschen Instrumentenbauer Johann Christoph Denner mit der Erfindung der Ueberblasklappe (Oktavklappe), welche im mittleren und hohen Register einen lauten, klaren Klang erlaubte ähnlich eines Clarinos (Barocktrompete). Wegen dieses Klangs erhielt das Instrument von Denner 1732 auch den Namen Clarinetto, also kleine Trompete. Da die Denner-Klarinette nur zwei Klappen aufwies, war die Tonqualität längst nicht über den gesamten Tonumfang befriedigend, weshalb sie von verschiedenen Herstellern weiterentwickelt wurde. Das klassische Instrument, wie Mozart es kannte und liebte, hatte schliesslich acht Grifflöcher und etwa fünf Klappen und war bereits in allen Registern gut spielbar.
Die weiteren Meilensteine in der Entwicklung zur modernen Klarinette waren die Erfindung neuer Klappenpolster (aus Leder und neu aus Kunststoff anstelle der früheren Filzpolster) sowie vor allem 1839 eine völlig neue Anordnung der Klappen und Löcher durch Hyacinthe Klosé, die stark von den von Theobald Böhm erstellten Berechnungen beeinflusst war, welche dieser auf den Bau der Querflöte angewandt hatte. Nach ihm benannte Klosé seine Erfindung auch Böhm-System (die Ueberblasklappe wird bei diesem System fälschlicherweise immer noch als Oktavklappe bezeichnet, ist aber eigentlich eine Duodezim- klappe). Da diese Griffweise völlig neuartig konzipiert war und die Musiker komplett umlernen mussten, setzte sich dieses System nur langsam durch. Mittlerweile aber ist die Böhmklarinette das internationale Standardinstrument.